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Helfen ohne Vorbehalt

Schnelle Hilfe, gute Kontakte zu Kooperationspartnern: Das bedeutet Streetwork für (von links) Sarah Wasner, Jakob Kandlbinder und Carmen Gomes Ventura. (Foto: Müller)

Streetworker aus dem Landkreis berichten von ihrer Arbeit – Stelle in Arnstorf noch unbesetzt

Viele glauben, bei Streetwork gehe es nur um Prostituierte oder Drogenabhängige. So beschreibt Jakob Kandlbinder von Streetwork Rottal-Inn Vorstellungen, die Absolventen wie auch erfahrene Sozialarbeiter vom Berufsalltag im Landkreis hätten. Das könne viele abschrecken: Das Team sucht Unterstützung für eine neu geschaffene Stelle in Arnstorf, aber die Bewerbungen fehlen. Jakob Kandlbinder, seine Kollegin Sarah Wasner und Praktikantin Carmen Gomes Ventura sprachen mit der Heimatzeitung darüber, was Streetwork, die aufsuchende Jugendsozialarbeit, in Rottal-Inn ausmacht.

Ein Problem zu lösen, beginnt mit dem Sprechen darüber. Ob Zuhörer, Helfer, Organisator: Streetworker schlüpfen in viele Rollen. Einen großen Bereich der Arbeit bildet die Einzelfallhilfe, wenn eine Person oder ein Paar ein Anliegen hat. Anträge stellen, Wohnungs- und Arbeitssuche, Drogenkonsum: Es sei ein breites Spektrum, das die Arbeit sehr vielfältig mache, sagt Sarah Wasner. Seit 2015 betreut sie Klienten in Eggenfelden. Aus der Einzelfallhilfe könne eine monate- oder jahrelange Zusammenarbeit werden. Die Fälle bearbeite das Team alleine oder in Absprache mit Kooperationspartnern, etwa dem Jobcenter oder der Polizei, erzählt Jakob Kandlbinder. Seit 15 Jahren ist er als Sozialpädagoge in Pfarrkirchen tätig. Das Schöne an Streetwork ist für ihn: „Wir nehmen uns jedem Problem an und weisen keinen ab.“ Lediglich das Alter muss passen. Die Hauptzielgruppe ist bewusst auf 14 bis 27 Jahre festgelegt. Dadurch falle das Kindesschutzalter weg und Klienten könnten selbst über die Vorgehensweise entscheiden. Zudem gebe es in dieser Lebensphase die meisten Umbrüche, etwa die Ausbildung oder die erste eigene Wohnung. Bei jungen Menschen könne man, auch präventiv, noch einiges ausrichten. „Wir können ganz viel an den Rädchen drehen, damit das Leben wieder besser wird“, sagt Kandlbinder. Bei älteren Klienten mit Suchtproblemen, die im Landkreis – anders als in der Großstadt – eine kleine Zielgruppe seien, gehe es indes eher um Lebenserhaltung.

Andere Anforderungen als in der Großstadt

Doch es müssen nicht immer große Probleme sein. Viele kämen einfach so vorbei, um sich etwa über Musik zu unterhalten, ergänzt Karina Weiß, die bei dem Gespräch per Telefon zugeschaltet ist. Die Sozialpädagogin begleitet seit zehn Jahren Klienten in Simbach. Auch dafür würden sie sich Zeit nehmen, zumal dies ein guter Ausgangspunkt für die „Beziehungsarbeit“ sei. Denn das Aufbauen eines Vertrauensverhältnisses spielt eine große Rolle. Von Vorteil ist hierbei auch, dass die Hilfeleistung nicht an Voraussetzungen geknüpft ist. Es gebe kein „Ich helfe dir nur, wenn...“, bemerkt Wasner. Klienten nehmen selbstbestimmt den Kontakt auf. Die Streetworker stehen in helfender, beratender Rolle zur Seite. Dabei gehe es darum, akzeptierend zu arbeiten, sich für den Klienten einzusetzen und seinen Wünschen entsprechend Lösungen zu suchen.

Manche Anliegen brauchen einen gewissen Vorlauf, sie werden nach und nach abgearbeitet. Doch bei so einigen Problemen, mit denen Klienten zu den Streetworkern kommen, drängt die Zeit. Sie seien fast rund um die Uhr erreichbar, um schnell helfen zu können, so Kandlbinder. Wichtig ist hierfür auch die Barkasse. Die Streetworker können damit, je nach Bedarf, Klienten unterstützen, wenn etwa das Geld zum Einkaufen fehlt oder eine Rechnung zu bezahlen ist. Eine von der Stadt gestellte Krisenwohnung in Pfarrkirchen, in der Klienten aus dem ganzen Landkreis bei drohender Obdachlosigkeit unterkommen können, sei das Alleinstellungsmerkmal.

Auch das Lernen über Streetwork an der Hochschule sei oft vom Berufsbild in der Großstadt geprägt, das sich primär auf die Arbeit mit Erwachsenen bezieht, erzählt Carmen Gomes Ventura. Viele ihrer Kommilitonen wüssten nicht, dass die Klienten im Landkreis Rottal-Inn großteils jünger seien. An Streetwork gefällt der Studentin der Sozialen Arbeit das gute Arbeitsverhältnis, das entstehe, wenn Klienten aus eigener Entscheidung vorbeikommen. Außerdem sei es toll, so Gomes Ventura, wenn Klienten im Laufe der Zeit Vertrauen fassen und größere Probleme ansprechen. In der Jugendsozialarbeit kommt es auf Authentizität an. Das sei wichtig für das Vertrauensverhältnis, betont Sarah Wasner. Man müsse sich nicht verstellen, um jemanden zu etwas zu bringen oder sich selbst zu schützen. Privatleben und Beruf seien klar abgegrenzt, aber es gehöre dazu, dass der Streetworker als Mensch wahrgenommen werde, ergänzt Kandlbinder. Damit Klienten erzählen, was schiefläuft, müsse eine Beziehung da sein. Sie lernen ihr Gegenüber daher auch ein bisschen kennen.

Neutral über Probleme sprechen

In der Pflegstraße in Pfarrkirchen ist das Büro von Jakob Kandlbinder. Ob aus Vorbeigehenden Klienten werden, sei oft Zufall, so der Sozialpädagoge. Viele hätten, bewusst oder unbewusst, „die Gunst der Sekunde“ genutzt, als die Beratungen im Sommer draußen stattfanden, und hätten gefragt: „Hast du Zeit?“ Das Team will vermitteln, dass in fairer, freundlicher Atmosphäre ohne Wertung über Probleme gesprochen werden kann, und zwar jederzeit. Auch an Schulen oder bei Vereinen sind die Streetworker aktiv: Es werden Projekte und Workshops durchgeführt zu Themen wie Gewaltprävention, Rechtsextremismus oder den Risiken des Alkoholkonsums. Bei der Themenfindung können auch eigene Ideen und Interessen, etwa Sport oder Musik, eingebracht werden, erzählen Kandlbinder und Wasner. Neue Kollegen werden in das bestehende Team aufgenommen. Der Träger der im Frühjahr geschaffenen Stelle für Arnstorf ist der Kreis-Caritasverband, Finanzgeber ist der Landkreis zusammen mit der Marktgemeinde. Aufgrund der Vorarbeit des Teams sei auch schon ein gewisser Vertrauensvorschuss erreicht, das erleichtere den Einstieg, sind sich Kandlbinder und Wasner einig. Zudem stehe der Markt Arnstorf dem neuen Teammitglied unterstützend zur Seite. Der Beruf des Streetworkers verspricht in jedem Fall viel Abwechslung, denn einen typischen Arbeitsalltag, so Wasner und Kandlbinder, „den gibt es nicht“.
(Quelle: RA 2.12.2021)