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Vom „Blaulicht“ auf zu weiteren Nischen

Die Nische begründet ihren Erfolg: Hans (l.) und Christian Haberl haben „Haberl Electronic“ auf eine breitere Basis gestellt. (Foto: PNP)

Haberl Electronic stattet Einsatzfahrzeuge aus – Erweiterung auf Steuergeräte für Kommunikation

Mit der Ausstattung von Polizei-Einsatzfahrzeugen ist die Firma Haberl Electronic mit Sitz in Arnstorf (Lkr. Rottal-Inn) groß geworden. Mittlerweile gibt es neben dem Thema „Blaulicht“ weitere vielfältige Absatzwege in den Bereichen Entwicklung und Fertigung. Sich breiter aufzustellen, den Kundenkreis deutlich zu erweitern, das war das Ziel, das die Geschäftsführer Hans und Christian Haberl in den vergangenen Jahren verfolgt haben. Eine Strategie, die sich als erfolgreich herausstellt: Gerade erst wurde das Unternehmen für herausragende Leistungen beim Bayerischen Mittelstandspreis ausgezeichnet. Zudem wurde Haberl heuer als Preisträger zu „Bayerns Best 50“ geehrt. Mit dem Erfolg wuchs auch der Umsatz – von 18 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 30 Millionen Euro 2023.

Wertschöpfung: Von der Entwicklung bis zum Bau

Die Nische ist das Erfolgsmodell des Rottaler Familienunternehmens, das 1945 mit dem Radiogeschäft des Großvaters seinen Anfang nahm. Sondertechnik für die Behörden hat das Unternehmenswachstum begründet, sie nimmt auch noch heute breiten Raum im Firmenportfolio ein. So hat man gerade einen Großauftrag für die Polizei Nordrhein-Westfalen über rund 20 Millionen Euro abgeschlossen – mehr als 800 Fahrzeuge wurden innerhalb von zwei Jahren umgebaut und unter anderem mit dem selbst entwickelten Videodokumentationssystem VES 500 ausgeliefert. „Die hohe Wertschöpfungskette von der Entwicklung bis zur Fertigstellung ist dabei unser Erfolgsgeheimnis“, betont Firmenchef Christian Haberl. Was man entwickle, das könne man auch produzieren, „es ist Vom „Blaulicht“ auf zu weiteren Nischen uns dabei völlig egal, um welche Automarke es sich handelt. Dass es mittlerweile immer mehr Modelle am Markt gibt und neue Akteure, das ist für uns als technologieoffene Firma sogar ein großer Vorteil.“ In der eigenen Entwicklungsabteilung tüfteln rund 40 Mitarbeiter an Innovationen und Modulen rund um allerlei Systemkomponenten. Den eichfähigen „Wegstreckenimpulsadapter“ hat man als europaweites Patent angemeldet – er kann den Großteil aktueller Fahrzeugmodelle in „Taxis“ verwandeln. „Ein Erfolgsmodell, denn die klassischen Anbieter für Taxis haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert“, betont Haberl.

Mitarbeiterzahl seit Gründung fast verzehnfacht

 Die Fahrzeugpalette sei breiter geworden, ein Trend, der sich fortsetzt, schätzt der Firmenchef: „Die Phase des Wandels in der Automobilindustrie, die wir gerade erleben, ist eine riesen Herausforderung, und die gehen wir zuversichtlich an“, betont Haberl. Die Zuversicht kommt aus dem „Blaulicht“-Segment: „Wir haben schon mehrfach bewiesen, dass auch ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug ein vollwertiges Einsatzfahrzeug sein kann.“ Gerade die Elektrifizierung biete große Chancen für sein Unternehmen: „Umbauten können nämlich nur mit spezifischen Know-how funktionieren. Die Hersteller selbst können das immer weniger leisten. Immer mit der neuesten Technik zu gehen, das reizt uns.“ 2001 arbeitete man noch mit 19 Mitarbeitern, heute sind es mit rund 180 fast zehnmal so viel. Sechs Ausbildungsberufe gibt es, 18 Auszubildende. Dabei legt der Unternehmer besonderen Wert auf das Miteinander, denn schließlich werde Unternehmensgeschichte nicht alleine geschrieben, sondern mit Kunden, Lieferanten und vor allem den Mitarbeitern. Wie gelingt das im Kampf um die Fachkräfte von morgen? „Man muss die interessanteren Aufgaben bieten“, meint Prokurist Stefan Zitzlsperger. Man hat sich mittlerweile, sagt der Firmenchef, im Bereich „Steuergeräte“ einen Namen gemacht. Jenes ermöglicht die Kommunikation im Netzwerk innerhalb des Autos, es ist quasi eine kleine, zentrale Recheneinheit zwischen Antrieb, Karosserie oder Infotainment-System. Für das Geländewagen-Projekt „Ineos Grenadier“ hat das niederbayerische Unternehmen sowohl Wegfahrsperre als auch das zentrale Steuergerät (Gateway) entwickelt.

Steuerung für Defender-Nachfolger

„Ineos suchte für sein Prestigeprojekt einen Partner, der flexibel auf Herausforderungen reagieren kann“, erzählt Haberl. „Ineos“ ist eigentlich ein Chemiekonzern ohne Erfahrung im Automotive-Sektor. Den „Grenadier“ zu entwickeln indes, war ein Herzensprojekt von CEO Jim Ratcliffe – der wollte unbedingt einen Nachfolger für den 2016 eingestellten britischen Kult-Geländewagen Defender auf den Markt bringen. Das Lob von der Insel folgte auf dem Fuß: Laut „Ineos“ hätten sich die Komponenten bei der Erprobung des Grenadier-Prototypen als sehr zuverlässig erwiesen. Die Firma Haberl Electronic würde „eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Grenadier einnehmen.“ Dass man in der Nische agiere, sei dabei ein großer Vorteil für den Auftrag gewesen: „Die kleinen Stückzahlen sind unser Segment. Vom Einzel- bis zu 50 000 Stück. Das wird so bleiben, auch wenn das Unternehmen weiter wachsen wird“, betont der Firmenchef, gesund, und „nicht um jeden Preis“. Die nächste Betriebserweiterung jedenfalls – nach 2010, 2013, 2016 und 2019 – ist aber bereits in Planung
(Quelle: Rottaler Anzeiger, Ausgabe vom 07.09.2023, Autorin: Doris Kessler)