Große Resonanz bei Bürgerversammlung in Arnstorf: Marktspitze Christoph Brunner informiert über Finanzen, Projekte und Herausforderungen der Marktgemeinde.
Gut besucht ist die Bürgerversammlung in jedem Jahr. Doch so groß wie heuer war das Interesse schon lange nicht mehr: Am Donnerstagabend mussten im Pfarrzentrum St. Georg noch zahlreiche zusätzliche Tische und Stühle aufgestellt werden, um den Platzbedarf zu decken. Bürgermeister Christoph Brunner zeigte sich sichtlich erfreut über die große Kulisse, vor der er rund 90 Minuten lang einen umfassenden Überblick über Zahlen, Entwicklungen und Pläne der Marktgemeinde gab.
„Das zeigt, dass sich die Bürger für ihre Marktgemeinde interessieren und mitgestalten wollen,“ betonte Brunner zu Beginn seiner Präsentation. In finanzieller Hinsicht, so Brunner, könne Arnstorf weiterhin auf eine stabile Basis bauen. Besonders erfreulich sind die Gewerbesteuereinnahmen: Mit rund 13 Millionen Euro rechnet der Markt heuer. Verantwortlich dafür seien die vielen erfolgreichen Unternehmen vor Ort, „die trotz der allgemeinen Krisenstimmung in der Wirtschaft mit Zuversicht und Tatkraft agieren“, wie der Bürgermeister hervorhob. Auch der moderate Gewerbesteuer-Hebesatz von 295 Prozent trage dazu bei, dass Arnstorf als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibe. Mit weiteren 4,3 Millionen Euro aus der Einkommensteuerbeteiligung leisten zudem die Arbeitnehmer einen wichtigen Beitrag zur soliden Haushaltslage.
Ganz ohne finanzielle Verpflichtungen gehe es jedoch nicht: Die Kreisumlage stieg um rund 600.000 Euro auf nunmehr 8,6 Millionen Euro. Ebenso wies Brunner darauf hin, dass Arnstorf aktuell 8,4 Millionen Euro Schulden habe – „eine Summe, die zwar hoch klingt, in der aber auch viele werthaltige Investitionen und Grundstücke enthalten sind, die durch Verkäufe wieder Geld in die Kasse bringen werden.“
Zweifel am Zensus und Einwohnerthematik
Kritische Worte fand Bürgermeister Brunner zur jüngsten Zensus- Auswertung. Laut dieser habe Arnstorf nur rund 6.000 Einwohner – während im Einwohnermeldeamt über 8.400 Personen gemeldet seien. „Ich frage mich wirklich, ob dieser Zensus das Papier wert ist, auf dem er steht,“ sagte Brunner offen. Ein zentrales Thema war die Bauleitplanung. Der Flächennutzungsplan wird derzeit neu aufgestellt, die erste Öffentlichkeitsbeteiligung ist abgeschlossen. Skeptisch zeigte sich Brunner allerdings, ob alle geplanten Freiflächen-Solaranlagen tatsächlich realisiert werden können. Grund seien oft fehlende Einspeisemöglichkeiten.
Abgeschlossen sind hingegen die Verfahren für den Solarpark Neukirchen und den Mega-Solarpark Kollbachtal. Auch neue Wohnbauflächen werden geschaffen, doch warnte der Bürgermeister vor deutlich gestiegenen Grundstückspreisen infolge höherer Erschließungskosten.
Rund 1,6 Millionen Euro investierte der Markt zuletzt in die Dorferneuerung Jägerndorf – mit neuer Regenwasserableitung und Dorfplatzgestaltung, ganz ohne Fördermittel. Der Glasfaserausbau wird parallel vorangetrieben: Überall dort, wo Straßenbaumaßnahmen geplant sind, soll künftig Glasfaser mitverlegt werden.
Investitionen, Bildung, gesellschaftliches Leben
Im Sommer konnte die neue Außensportanlage am Schulzentrum eingeweiht werden – mit der lang ersehnten 400-Meter-Bahn. Fassungslos zeigte sich Brunner allerdings über Vandalismus: Unbekannte zerstörten den Rasenroboter der Anlage. „Wir überlegen daher, ob künftig eine Videoüberwachung installiert werden muss,“ so der Bürgermeister. In der Grundschule laufen derzeit die Arbeiten für den Neubau der Einfachsporthalle und der Ganztagesbetreuung. Das Gesamtprojekt kostet 5,6 Millionen Euro, davon werden 3,6 Millionen Euro an Fördermitteln erwartet.
Das Freibad verzeichnete heuer witterungsbedingt mit 30.000 Gästen rund 10.000 weniger als im Vorjahr. Dennoch sei es, so Brunner, „eine wichtige Einrichtung, insbesondere für den Schwimmunterricht der Schulen“. Auch die Kurse der Schwimmbadfreunde, etwa Aqua-Jogging und Aqua-Gymnastik, würden sehr gut angenommen.
Als „musikalische Größe“ bezeichnete Brunner das Orchester Arnstorf Classics, das beim Neujahrs- und Sommerkonzert zum 25-jährigen Jubiläum vor vollem Haus spielte. Arnstorf Classics sind als nächstes am 11. Januar 2026 zu hören.
Voll ausgelastet ist die Kindertagesstätte Pusteblume, die heuer ihr 150-jähriges Jubiläum feierte. An der Grundschule werden zehn Klassen unterrichtet, an der Closen-Mittelschule 13 Klassen. Die Realschule Arnstorf zählt 634 Schüler – eine erfreulich hohe Zahl. Die Schulband „Real Sound“ wurde heuer mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Rottal-Inn ausgezeichnet.
Auch die Volkshochschule Arnstorf verzeichnet positive Zahlen. „Mit Thomas Unverdorben haben wir einen Leiter, der ein gutes Gespür für attraktive Kursangebote hat,“ lobte Brunner.
Die Gemeindebücherei bleibe durch ihr großes Ausleihangebot ebenfalls ein beliebter Treffpunkt.
Ein Augenmerk der Investitionen liegt beim Feuerlöschwesen: Nach der Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeugs für die Feuerwehr Mariakirchen befinden sich auch Fahrzeuge für die Feuerwehr Arnstorf und die Feuerwehr Sattlern in Produktion. Neu gegründet wurde zudem die Kinderfeuerwehr „Feuerfüchse Arnstorf“, die künftig Nachwuchsarbeit leisten soll.
Glanzlichter und geplante Projekte
Nach sieben Jahren Planung konnte endlich der Schlauchwagen SW KatS, ein Katastrophenfahrzeug des Bundes, am extra geschaffenen Standort der Feuerwehr Ruppertskirchen eingeweiht werden. Brunner lobte in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit den Wehren.
Zudem bezeichnete er Einrichtungen wie den Seniorenbeirat, die Nachbarschaftshilfe und die Familienpaten als „große Bereicherung, um die uns andere Gemeinden beneiden.“
Das Mittelalterfest war mit rund 30.000 Besuchern das kulturelle Highlight des Jahres, trotz großer Sommerhitze.
Etablieren soll sich zudem das Grasband-Rennen, ein hochklassiges Pferdesportevent, das heuer 1.500 Gäste anlockte.
In seinem Ausblick nannte Brunner mehrere Projekte: Der Radweg in Westerndorf soll nach langen Verzögerungen nun endlich in Kürze umgesetzt werden. Für das Baugebiet Wimmer G’wanden West läuft bald das Bewerbungsverfahren. Eine neue Kollbachquerung für die Wasserversorgung wird noch heuer realisiert, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Der Ecker-Pointl-Weg soll asphaltiert werden, um die hohen Unterhaltskosten zu senken. Auch beim lange diskutierten Kreisverkehr an der Kreuzung Bahnhofstraße/ Eichendorfer Straße/Aufhausener Straße komme endlich Bewegung in die Sache – die Flächen seien nun erworben, die Kostenkalkulation laufe. Positiv bewertet wurde zudem die geplante Erweiterung der Parkflächen am Schulzentrum sowie ein neuer Fußweg von der Schleeburg zum Pexenfeld, der vor allem Schulkindern zugutekommen soll. Im kommenden Jahr beginnt außerdem der erste Bauabschnitt der Sanierung der Pfarrkirchener Straße, die mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen verbunden sein wird. Der Antrag auf Aufnahme in die Städtebauförderung wurde bereits genehmigt. Derzeit laufen die Bestandsaufnahme und die Bildung einer Lenkungsgruppe. Themenfelder sind Barrierefreiheit, Leerstand, Verkehr und Infrastruktur.
Bürgerfragen: Zahlreiche Wortmeldungen
Nach der Präsentation erteilte der Bürgermeister den Bürgern das Wort und bei den zahlreichen Wortmeldungen wurde deutlich, wo den Bürgern der Schuh drückt.
Besonders im Fokus stand der Neubau der Kläranlage, der die Marktgemeinde seit rund zehn Jahren beschäftigt. Nach mehrfachen Neuplanungen ist nun eine interkommunale Zusammenarbeit mit Malgersdorf vorgesehen. Statt ursprünglich zwölf Millionen Euro werden inzwischen rund 23 Millionen Euro veranschlagt. Thomas Steinbeißer kritisierte die enormen Kostensteigerungen und forderte Transparenz, bei den Ursachen für die hohen Kosten und bei der geplanten Umlage auf die Bürger. Bürgermeister Brunner kündigte eine eigene Informationsveranstaltung an, bei der verschiedene Finanzierungsvarianten vorgestellt werden sollen.
Auch das Radwegenetz war Thema. Josef Feigl forderte mehr Engagement zur Umsetzung des neuen Bayerischen Radgesetzes. Er forderte eine deutliche Verbesserung beim Ausbau des innerörtlichen Radverkehrs und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit. Zudem wünsche er sich Lückenschließungen. Die Chancen, so Feigl, hohe Förderungen vom Freistaat zu generieren, stünden gut und müssten nun genutzt werden. Brunner erklärte, dass Planungen existierten, viele Projekte jedoch am fehlenden Grunderwerb scheiterten.
Christian Brandhuber wünscht sich eine bessere Nutzung der Dreifachturnhalle für außerschulische Veranstaltungen, da im Marktgebiet keine Räumlichkeiten für größere Events zur Verfügung stehen.
Ein weiteres Thema war die Verkehrssituation in der Josef-Bill- Straße. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens durch die nahe Grundschule beantragen Anwohner die Umwidmung zur reinen Anwohnerstraße. Brunner wies darauf hin, dass der Bayerische Gemeindetag von solchen Einzelfalllösungen abrate, versprach aber, das Anliegen im Marktrat erneut zu behandeln.
Zu Wort meldete sich auch SPD Markträtin Maria Bellmann. Sie wünscht sich mehr weibliche Vertretung im Gremium: „Oft sehen Frauen Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Bei mehr Frauen im Marktgemeinderat würden manche Entscheidungen vielleicht anders ausfallen,“ sagte sie. Wünschenswert sei zudem, dass viele unterschiedliche Berufsgruppen im neu zu wählenden Marktrat vertreten sind. Derzeit seien viele Vertreter des Bauwesens im Gremium und sie befürchtet dadurch eine einseitige Fokussierung. Zudem appellierte Bellmann an die Bürger, bei den kommenden Kommunalwahlen ihr Stimmrecht wahrzunehmen. „Unsere Marktgemeinde geht uns alle an. Gerade auf kommunaler Ebene können wir alle mitgestalten,“ betonte sie. Die Wahlbeteiligung in den ländlichen Bereichen sei weitaus höher. Deshalb wünsche sie sich, dass auch innerörtlich die Bürger ihr Wahlrecht wahrnehmen und so maßgeblich zur Gestaltung der Zukunft Arnstorfs beitragen
(Quelle: Mediengruppe Attenkofer/Ausgabe Landauer Zeitung vom 25.10.2025/Autor: Angelika Gabor)








