Nach drei Jahrzehnten Debatte: Arnstorf macht den Weg frei für bedeutende Infrastrukturmaßnahme
Seit beinahe 30 Jahren wird im Markt Arnstorf über die Verkehrssituation an der Bahnhofstraße diskutiert. Dort, wo die Eichendorfer Straße, die Aufhausener Straße und der Kollbachweg zusammentreffen, hat sich das Verkehrsaufkommen stetig erhöht – ein viel genutzter Kreuzungsbereich mutierte zum Verkehrshotspot. Was Mitte 1990er-Jahren als vorsichtiger Vorschlag der Ländlichen Wählergemeinschaft (LWG) begann, entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem der meistdiskutierten Themen der kommunalen Verkehrspolitik. Und nun ein entscheidender Wendepunkt: Der Marktgemeinderat hat am Montagabend den Weg für die Realisierung eines Kreisverkehrs freigemacht.
Bereits während der Amtszeit von Bürgermeister Alfons Sittinger wurde erkannt, dass der Kreuzungsbereich mit seinen zusehends komplexeren Verkehrsbewegungen zur Belastung für Verkehrsteilnehmer, Anwohner und Marktgemeinde wurde. Erste Verkehrszählungen und Gutachten bescheinigten klar, dass ein Kreisverkehr die ideale Lösung zur Entzerrung darstellen würde. Da es sich bei der Bahnhofstraße allerdings um eine Staatsstraße handelt, lag die Entscheidungshoheit nicht bei der Marktgemeinde, sondern beim Staatlichen Bauamt – eine Tatsache, die sich über viele Jahre hinweg als Bremsklotz erwies.
Diskussionen und ringen um richtige Lösung
Im weiteren Verlauf wurde intensiv darüber diskutiert, ob ein Kreisverkehr oder alternativ eine Ampelanlage die sinnvollere Variante darstellt. Auch wenn eine Ampellösung kostengünstiger und aus Sicht einzelner Verkehrsplaner leichter realisierbar gewesen wäre, blieb der Kreisverkehr stets das erklärte Ziel der Mehrheit im Marktgemeinderat. Ein wesentlicher Grund dafür liegt im langfristigen Wirkungsgrad: Während eine Ampel die Verkehrsmengen technisch steuern könnte, bietet ein Kreisverkehr nachweislich mehr Sicherheit, weniger Rückstaus und einen gleichmäßigeren Verkehrsfluss. Dennoch kamen die Planungen über Jahre hinweg nur schleppend voran, da für einen Kreisverkehr zusätzlicher Grunderwerb notwendig war – ein Prozess, der Zeit, Verhandlungsgeschick und Geduld erforderte.
Erneuten Schwung erhielt das Projekt, als Bürgermeister Christoph Brunner die Thematik wieder auf die Agenda setzte und der Marktrat ein weiteres Verkehrsgutachten erstellen ließ. Parallel beauftragte auch das Staatliche Bauamt eine eigene Verkehrsstudie. Diese Analyse stellte allerdings fest, dass aus staatlicher Sicht eine Lichtsignalanlage ausreichend wäre. Aufgrund der erheblich niedrigeren Kosten wäre der Freistaat daher nicht bereit, den Kreisverkehr zu finanzieren. Selbst die Realisierung einer Ampel könne sich wegen begrenzter staatlicher Mittel um drei bis fünf Jahre verzögern, wie Bürgermeister Brunner im Marktgemeinderat berichtete.
Damit schien das Projekt erneut auf der Kippe zu stehen – bis die Möglichkeit einer sogenannten „Sonderbaulast“ ins Spiel kam. Auf Grundlage des Bayerischen Finanzausgleichsgesetzes kann die Gemeinde die Planung und Ausführung selbst übernehmen, während der Freistaat bis zu 80 Prozent der Baukosten fördern würde. Diese Konstellation eröffnet Arnstorf nun völlig neue Handlungsspielräume. Die geschätzten Kosten von rund 1,2 Millionen Euro würden sich bei maximaler Förderung auf etwa 300.000 Euro Eigenanteil reduzieren, wobei zusätzliche Planungskosten ebenfalls großteils über Zuschüsse gedeckt werden könnten. Lediglich die Kosten für den Grunderwerb muss die Gemeinde vollständig tragen.
Große Einigkeit im Marktratsgremium
Im Marktgemeinderat herrschte über die nun gefundene Lösung parteiübergreifend große Einigkeit. Vertreter sämtlicher Fraktionen, bezeichneten die Entscheidung als historischen und längst überfälligen Schritt. Alle Markträte unterstützen die Kreisverkehrslösung ausdrücklich. LWG-Sprecher Hans Reiter betonte die jahrelange klare Befürwortung seiner Fraktion. Kyrill Gabor, Fraktionsführer der CSU/SPD/UWG/Junge Generation, sprach gar von einem „verfrühten Weihnachtsgeschenk“. Peter Schaitl (CSU) stellte fest, dass eine Ampel ohnehin nicht praktikabel wäre. Dr. Thomas Pröckl (CSU) sprach von „einem guten Tag für Arnstorf“, an dem eine zentrale Verkehrsentscheidung endlich Realität werde.
Auf Nachfrage von Gabor nach dem nötigen Grunderwerb bekräftigte Bürgermeister Brunner, dass bereits zwei entscheidende Grundstücke erworben werden konnten und weitere Flächen nach Abschluss der planerischen Feinabstimmung verhandelt werden sollen. Er wies zudem darauf hin, dass im betroffenen Bereich wichtige Leitungsstränge für Abwasser, Oberflächenentwässerung und Trinkwasser verlaufen, die vor Baubeginn gebündelt und in neue Trassen verlegt werden müssen. Auch hierfür wurden bereits vorbereitende Maßnahmen eingeleitet.
Nach fast 30 Jahren Diskussionen soll es nun überraschend schnell gehen. Bereits in der nächsten Sitzung am 8. Dezember sollen die Planungsleistungen vergeben werden, während die Ausschreibung bereits im Februar erfolgen soll. Ziel ist es, mit den Bauarbeiten im Jahr 2026 zu beginnen und damit einen der bedeutendsten Verkehrsbrennpunkte Arnstorfs endgültig zu entschärfen. Die Entscheidung am Montagabend markiert nicht nur einen infrastrukturellen Schritt, sondern steht sinnbildlich für einen politischen Durchbruch: Nach fast 30 Jahren könnte die wohl bedeutendste innerörtliche Verkehrsinfrastrukturmaßnahme der jüngeren Marktgeschichte endlich umgesetzt werden. Ein kleiner Wermutstropfen: Während der Bauphase werden Verkehrsteilnehmer stählerne Nerven brauchen.
(Quelle: Mediengruppe Attenkofer/Ausgabe Landauer Zeitung vom 19.11.2025/Autor: Angelika Gabor)








