Auf eigene Kasse: Der Arnstorfer Ortsteil wird ohne Förderung aufgehübscht
Asphaltwüste, wenig Grün, schlechte Straßen, keine Aufenthaltsqualität und bei Starkregen bahnt sich das Wasser aus den Feldern den Weg mitten durchs Dorf, hinein in die Häuser. Es gibt viele Argumente Geld in die Hand zu nehmen, um Jägerndorf aufzuhübschen. Auf ein Dorferneuerungsverfahren durch das Amt für Ländliche Entwicklung hat der Markt Arnstorf in den vergangenen Jahren vergeblich gewartet. Nun wird es auf eigene Kasse angepackt.
Es gibt wohl heutzutage nicht mehr viele Bürgermeister, die behaupten können: „Wir haben gute Steuereinnahmen, wir können es uns leisten eine Dorferneuerung ohne Förderung durchzuführen.“ Der Arnstorfer Bürgermeister Christoph Brunner gab diese Losung den Markträten mit, bevor die Planer Angela Kirschner-Eschlwech und Franz Klein ihr Konzept für die Straßen- und Freiflächenplanung für den Dorfplatz in Jägerndorf vorstellten.
Schon vorab hatten die Landschaftsarchitektin und der Ingenieur für Bauwesen mehrere Varianten im Rahmen einer Dorfversammlung vorgestellt und mit einem Arbeitskreis eine favorisierte Planung erarbeitet, die nun vom Marktrat abgesegnet werden sollte.
Schön, aber auch wirklich barrierearm?
Das Ziel ist einfach formuliert: Der Ortsbereich soll künftig einladender wirken, die Straßen erneuert und die Regenwasserableitung verbessert werden. Im Hauptfokus steht der Vollausbau der gesamten Straßenbereiche und des Dorfplatzes. Nur die Sankt-Michael-Straße erhält im westlichen Teilabschnitt von der Kreisstraße PAN 36 bis zum Ende der Brücke lediglich eine Deckenneuerung. „Die Fahrbahn, die aktuell im Gros 6,50 Meter breit ist, wird optisch verengt“, erklärte Angela Kirschner-Eschlwech. Dies soll mit einer asphaltierten Fahrbahnbreite von 4,50 Meter und einem Mehrzweckstreifen mit Betonpflaster in 1,50 Meter Breite gelingen. Der Mehrzweckstreifen soll für Ausweichmanöver im Begegnungsverkehr dienen und gleichzeitig eine Parkmöglichkeit bei Veranstaltungen sein. Denn Parkplätze wird es künftig weniger geben, auch das machte die Planerin deutlich. Schließlich wird der Dorfplatz vorm Wirtshaus und der Kirche das künftige Herzstück, mit jeder Menge Aufenthaltsqualität. Mittig sollen verschiedene Bänke und Sitzgruppen unter schattenspendenden Bäumen aufgestellt werden. Als nützliches Gimmick soll ein Trinkbrunnen installiert werden. „In der einladenden Dorfmitte können Dorfbewohner und Radelfahrer gleichermaßen verweilen und sich ihre Trinkflaschen füllen“, so die Idee der Planerin.
Nur beim Bodenbelag scheiden sich die Geister. Während die Planer eher auf Optik pochen, sprach Maria Bellmann (SPD) denen aus dem Herzen, die künftige Stolpersteine befürchten. Aus den Zuschauerreihen raunte es, dass gerade vor einer Kirche auch Senioren mit Gehhilfen unterwegs sind. „Und noch kein Planer wurde im Rollstuhl über ein Pflaster gerüttelt“, war im Unmutsgetuschel zu hören. Da half es auch nicht, dass die Planer viele positive Bildbeispiele auffuhren und bekräftigten, dass ihre vorgesehenen Granit-Pflastersteine nicht mit denen zu vergleichen sind, die am Arnstorfer Marktplatz der Schrecken all derer sind, die mit Rollatoren- und Kinderwagen unterwegs sind oder aber eine Gehbehinderung haben. Das letzte Wort scheint deshalb hier noch nicht gesprochen zu sein.
Oberflächenwasser bereitet Kopfzerbrechen
Eingeplant ist auch die Verlegung der Bushaltestellen von der Staatsstraße hinein ins Dorf – der Sicherheit der Schüler geschuldet. Allerdings weiß der Markt Arnstorf noch nicht, ob die RBO (Regionalbus Ostbayern) überhaupt bereit ist, die Bushaltestellen zu verlegen. Man werde alles daran setzen, versprach Bürgermeister Brunner auf Nachfrage von zweitem Bürgermeister Konrad Stadler (CSU).
Regelrecht Kopfzerbrechen bereitet Ingenieur Franz Klein die Ableitung des Oberflächenwassers. Momentan sind sogenannte Bürgermeisterkanäle verbaut. Diese Abwasserkanäle wurden ohne Lagebeschreibung verbaut. Deren genaue Lage wurde erst jetzt bei einer Befahrung festgestellt. Zu klein dimensioniert sind sie im Hinblick auf zunehmende Starkregenereignisse in jedem Fall. Derzeit berechnet der Leiter des kommunalen Bauamts, Heinz Kaltenhauser, gerade ihre Durchflusskapazität. Das eruierte Ergebnis wird dann zeigen, wie die Oberflächenentwässerung erfolgen soll.
Dass auf keinen Fall ein Schutz gegen ein 100-jährliches Starkregenereignis erzielt werden kann, wie es der anfängliche Wunsch des Bürgermeisters war, machte Klein deutlich. „Nicht mal ein HQ 30 werden wir erzielen können“, befürchtet er. Fakt sei, das machte Bürgermeister Brunner deutlich, dass auch die Landwirte, die in Richtung Holzham ihre Felder haben, ihren Teil dazu beitragen müssen, dass sich künftig weniger Oberflächenwasser aus den Äckern den Weg durch den Ort bahnt. Marktrat Günther Moosburner (UWG) wollte wissen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, das Oberflächenwasser Richtung naher Kollbach zu lenken. „Wäre es nicht sinnvoller, darüber nachzudenken, wie wir es ableiten, bevor es Richtung Dorfmitte fließt, anstatt dass wir berechnen, wie weniger ins Dorf gelangt“, merkte er an.
Von der Planung insgesamt zeigten sich die Markträte fraktionsübergreifend begeistert. Allerdings zeigte sich Kyrill Gabor (CSU) verwundert, dass noch gar kein Wort über die Kosten gefallen sei. Er sei von der Umgestaltung auch angetan, allerdings sollte der Marktrat keinen Freibrief ausstellen, ohne den Kostenrahmen zu kennen. Schließlich gebe es dafür noch viele Gedankenspiele und offene Variablen.
Bislang nur eine grobe Kostenschätzung
Planer Franz Klein gab Gabor recht. Er sei froh, dass die Frage aufgeworfen wurde. Allerdings könne er nur eine wage Kostenschätzung vorlegen. Die liegt bei rund einer Million Euro für die reinen Baukosten, hinzukommen weitere Kosten, wie etwa für die Planung (rund 25 Prozent).
CSU-Fraktionsführer Gabor beantragte daraufhin eine Änderung der Beschlussfassung. Der Marktrat stimmte zwar dennoch einstimmig dafür, eine Dorferneuerungsmaßnahme in Jägerndorf durchzuführen, allerdings soll zu den einzelnen Planungen eine Kostenermittlung erfolgen, die dann dem Marktrat zur Abstimmung vorgelegt wird.
Übrigens: Während der Markt Arnstorf vom Amt für Ländliche Entwicklung keine Förderung erwarten kann, gibt es dennoch die Möglichkeit, dass Hauseigentümer für privatwirtschaftliche Investitionen an der Fassade oder an den Zäunen, die zur positiven Dorfgestaltung beitragen, Fördermittel bis zu 25 Prozent erhalten. Rund zehn Dorfbewohner hätten dafür bereits Interesse angemeldet, betonte der Rathauschef.
(Quelle: Mediengruppe Attenkofer/Ausgabe Landauer Zeitung vom 30.10.2024/Autor: Angelika Gabor)